Gardekostüme, Gardeunifomen und das historische betrachtet aus der moderne
Für den Begriff Karneval gibt es historisch betrachtet verschiedene Ableitungsmöglichkeiten. Zum einen könnte das Wort auf die lateinische Bezeichnung carne vale zurückgeführt werden, was in Bezug auf die vorösterliche Fastenzeit soviel bedeutet wie „Fleisch, lebe wohl“. Eine andere Möglichkeit wäre die Ableitung von dem Begriff carrus navalis, womit der sogenannte Schiffskarren in Bezug auf die Frühjahrsumzüge zum erneuten Beginn der Schiffsfahrt gemeint ist. Ihren Ursprung findet die Karnevalszeit in den römischen und byzantinischen Frühlingsfesten. Seit dem 15. Jahrhundert werden in Venedig unter dem Begriff „carnevale“ prunkvolle Feste veranstaltet. Ab dem 17. Jahrhundert etablierte sich die Bezeichnung Karneval auch in Deutschland. Ursprünglich bezeichnete das Wort Karneval den Sonntag vor dem Aschermittwoch und somit dem Beginn der Fastenzeit. Erst nach und nach ist mit Karneval der Zeitraum vom 11.11. bis Aschermittwoch gemeint.
Ein wesentlicher Bestandteil des närrischen Treibens zur Karnevalszeit ist das Verkleiden und das Kostümieren. Neben den zahlreichen Närrinnen und Narren die jedes Jahr die Straßen in bunten Kostümen stürmen, um einmal ausgelassen zu feiern, gibt es in einigen Regionen das sogenannte Dreigestirn, das aus einem Prinzen, einem Bauern und einer Jungfrau besteht. Der Prinz Karneval hat während der Session das höchste Amt inne. In prachtvollen Kleidern erscheint der Prinz mit seinem Gefolge auf den verschiedenen Sitzungen Umzügen. In der rheinischen Karnevalshochburg Köln eröffnet das Dreigestirn traditionell an Weiberfastnacht um 11:11 Uhr den Beginn des Straßenkarnevals. Der Prinz oder ein ähnlicher, närrischer Repräsentant wird in den verschiedenen Regionen Deutschlands von den vielen Karnevals- und Faschingsvereinen gestellt.
Zu den einzelnen Vereinen gehört auch eine eigene Garde. Ursprünglich ist die Garde als Persiflage auf das Militär entstanden, was deutlich wird durch die Anlehnung der Uniformen an historische Vorbilder. Heutzutage besteht die Garde, die im rheinischen Karneval auch als Funken bezeichnet wird, aus einem Musikkorps und einer Tanzgruppe. Ein wesentlicher Bestandteil der Garde ist die Figur des sogenannten Garde-Mariechens.
Historisch betrachtet geht die Rolle des Tanz-Mariechens, das auch als Funkenmariechen oder Regimentstochter bezeichnet wird, auf die Marketenderinnen im 30jährigen Krieg zurück. Das Tanzmariechen war als Tänzerin der Gardegruppe zunächst nur im Rheinland verbreitet. Anfangs wurde die Mariechen-Rolle nur von Männern besetzt. Erst zur Zeit des Nationalsozialismus wurden weibliche Tänzerinnen eingesetzt. Aus dieser Mariechen-Figur entwickelten sich die Gardetänzerinnen, die den Garde-Tanz zu einer richtigen Tanzsportart machten. Heutzutage treten die einzelnen Gardetanzgruppen auf zahlreichen Turnieren und Meisterschaften der Verbände DVG (Deutscher Verband für Garde- und Schautanzsport e.V.), BDK (Bund Deutscher Karneval), RKK (Rheinische Karnevals-Korporationen eV) und IIG (Internationale Interessengemeinschaft für Tanzsport) auf. In verschiedenen Disziplinen wie Gemischte Garde, Tanzpaar, Damengarde, Tanz-Mariechen und Schautanz treten die Gardistinnen und Gardisten gegeneinander an. Der Gardetanz geht in Bezug auf die Schrittkombination auf das Revuetheater der 1920er und 1930er Jahre zurück. Wichtig für das Tanzen ist die richtige Kleidung. Die charakteristischen Gardeuniformen orientieren sich an Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert. Die Tänzerinnen tragen traditionell als Kopfbedeckung einen Dreispitz, eine weiß gelockte Perücke, eine Uniformjacke mit Spitzenjabot, einen kurzen Rock und Stiefel. Damit der Rock schön schwingt, tragen die Mädchen unter dem Kostüm einen Petticoat. Da die karnevalistischen Sitzungen und Umzüge in der kalten Jahreszeit stattfinden, ziehen die Gardistinnen eine Strumpfhose und ein Ballettbody unter die Uniform.
Mit karnevalistischem Gruß
Ihre Familie arenz